Was bedeutet es für mich, Hoffnung zu haben? Wahrscheinlich gibt es unterschiedliche Arten von Hoffnung, je nachdem wo wir gerade in unserem Leben stehen. Ich habe gerade einen schweren Schicksalsschlag hinter mir. Das erste, was ich dachte war: „Das ist jemand anderem passiert, nicht mir.“ Dass es einfach ein Fehler gewesen sein musste. Aber es war leider kein Fehler gewesen. Dann spürte ich eine ungeheure Wut: „Warum ich?!“, fragte ich mich. Und dann kam eine tiefe, unendliche Traurigkeit über mich. Sie war so allumfassend, dass ich nicht verstehen konnte, wie die Welt sich um mich herum weiterdrehen konnte. Mein Schicksal zählte nicht in dem großen Meer des Lebens. Und vielleicht ist das auch so. Wenn wir zu den Sternen aufschauen, dann wird uns für einen demütigen Augenblick bewusst wie unscheinbar unser kleines Leben ist. Als ich zu den Sternen schaute, kam plötzlich die Hoffnung „wieder zurück“. Inmitten all der Grausamkeiten, die das Leben hervorbringen kann, habe ich immer noch ein tiefes Vertrauen, dass es sich auch immer wieder zum Guten wenden kann. Und es gibt 2 Dinge, deren ich mir absolut sicher bin:

  1. Das Leben geht immer weiter. 2. Wir sollten nicht vergessen, dass das was im Moment ist, nicht ewig so weitergehen wird. Es wird sich ändern. Ob wir es wollen oder nicht, das einzige, was in unserem Leben konstant bleibt, ist die Veränderung.

Das sind die Gedanken, die ich mit Ihnen, liebe Leser, teilen wollte. Und vielleicht kann ich damit ja auch etwas Hoffnung geben in diesen herausfordernden Zeiten.

Renate Weber

 

Für mich ist Besonnenheit die Fähigkeit, zwischen den Dingen zu unterscheiden, die ich beeinflussen kann und denen, in die ich mich mit Demut fügen muss. Dazu gehören für mich meine beiden Fehlgeburten. Mittlerweile sehe ich sie als Teil des (meines) Lebens an. Ich weiß, dass ich bis zu einem gewissen Grad meine Schwangerschaften beeinflussen konnte: Durch die Einnahme von Folsäure und den Verzicht auf Alkohol und Zigaretten. Und doch scheint es etwas zu geben, das größer ist als meine Einflussnahme auf das noch ungeborene Leben. Manche mögen es „Schicksal“ nenne, andere „Gott“ oder „Das Universum“. Was auch immer es für den einzelnen genau ist – es beginnt genau dort, wo mein eigener Einfluss und meine Anstrengungen keinen Effekt mehr haben. Es war und ist für mich sehr schwer zu akzeptieren, dass es an dieser unsichtbaren Grenze nichts mehr gibt, was ich tun kann. In den Wochen nach der Fehlgeburt drückte sich dieses Gefühl in einer unheimlichen Aggression gegen mich selbst aus-bis hin zu Selbstmordgedanken. Mittlerweile weiß ich, dass ich versucht habe dadurch die „Macht über die Situation“ zu behalten. Eine scheinbare „Macht“. Das hat mich sehr erschreckt und so versuche ich jeden Tag ein bisschen mehr mit Demut anzunehmen, dass es in meinem Leben Dinge gibt, die ich nicht ändern kann. Ich habe mir erlaubt, darüber zu trauern und gehe nun mit ein wenig mehr Demut durchs Leben. Demut, dass ich nicht allmächtig bin und Demut, dass der Tod ein Teil des Lebens ist, den ich nicht „aussperren“ kann. Und dann gibt es immer wieder Hoffnung und Trost wie ich sie in meinem Assistenzhund gefunden habe. Seine Lebensfreude und Neugier gehören zu den kleinen Wundern, die mich das Leben oft positiver sehen lassen. Diese Gedanken wollte ich mit Ihnen, liebe Leser, teilen.

Renate Weber