Heilungsmärchen
Auszug aus “Fulna”, ein Heilungsmärchen von Renate Weber.
Das Buch ist jetzt bei BOD bestellbar und nun auch bei Amazon als e-book lieferbar.
Das eBook wird für 8 Wochen zum Aktionspreis von 2,99 Euro angeboten (danach 6,99 Euro). Der Ladenpreis für das Printbook beträgt 7,99 Euro (ISBN: 97 837 412 956 07).
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Das Heilungsmärchen ist auch auf Englisch erhältlich:
(ISBN: 9783741280108)
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Fulna profesora: learning English and Spanish with Fulna/aprendiendo inglés e castellano con Fulna by preigu
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(Taschenbuch 19,00 Euro / Kindle 7,99 Euro):
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- Fulna Hier geht’s zum Video
Es war mal wieder spät geworden. Bis tief in die Nacht hinein hatte der Chefredakteur die Artikel redigiert. Das alles musste bis zum Redaktionsschluss vom Tisch. Wie immer hatten einige Reporter ihre Story erst auf die letzte Minute abgeliefert. Herr Raffel seufzte tief: –Wieso hat niemand dieser Journalistin gesagt, dass sie nur 2000 Zeichen lang schreiben darf??!
Entnervt fuhr sich Herr Raffel zum wiederholten Male durch die Haare. Dabei blickte er durch die Fensterscheibe: Selbst in den umliegenden Gebäuden des Magazins war alles dunkel – sein Büro war mittlerweile das einzige, das noch beleuchtet war. Die Kollegen waren schon lange in den wohlverdienten Feierabend gegangen. Herr Raffel sah sein Gesicht, das im Widerschein der Architektenlampe tiefe Augenringe aufwies.
–Ich sollte wirklich besser auf mich achtgeben! Sonst kann Frau Timber bald mich zum Thema Burnout interviewen!
Unzufrieden blickte Herr Raffel auf den Artikel, der vor ihm lag. Er war nur halb korrigiert. Herr Raffel wusste einfach nicht mehr, was er noch kürzen sollte. Der Artikel handelte von einer Patientin, die ihr Burnout dadurch überwunden hatte, dass sie in einer Klinik ein Heilungsmärchen erfunden hatte.
–Das ist alles viel zu detailliert!, brummte der Chefredakteur und strich die Namen der Märchenfiguren. –-Außerdem machen wir keine Werbung- für niemanden, rief er und strich die Homepage, auf der die Phantasiewesen zu sehen waren.
–Dass die Patientin nach dem Klinikaufenthalt in ein buddhistisches Kloster flüchtet, muss auch raus! Und zwar komplett!
Der Chefredakteur blickte auf die errechnete Zeichenanzahl in seinem Laptop und lehnte sich dann zufrieden zurück: –Genau 1999 Zeichen. Geschafft!, rief er erleichtert aus. Plötzlich hörte er ein Knacken und wandte sich erschreckt um:
Doch da war niemand. –Ich bin echt überarbeitet. Jetzt spielt mir meine Phantasie schon Streiche!, sagte er, wie um sich selbst zu beruhigen.
In diesem Moment ging das Licht aus. Herr Raffel spürte, wie der Linoleumboden unter seinen Füßen bebte. Ein schrilles Pfeifen war zu hören. Dann ein Zischen. Mit zitternden Fingern tastete Herr Raffel nach dem Lichtschalter an der Architektenlampe. Doch es half nichts. Sein Büro blieb weiterhin im Dunkeln. Bald jedoch gewöhnten sich seine Augen daran. Der Mond kam hinter einer Wolke hervor und ließ seine schwachen Strahlen durch das Fenster scheinen.
In diesem Augenblick sah Herr Raffel etwas auf dem Boden vorbeihuschen. Es mochte nicht größer als eine Eidechse gewesen sein. –Aua!, schrie der Chefredakteur, sprang auf und griff sich an seinen Fuß. Fassungslos betrachtete er das noch qualmende Loch in seiner Schuhspitze. Das allein war schon merkwürdig. Viel merkwürdiger jedoch war die Stichflamme, die nun auch den anderen Schuh anschmorte.
Herr Raffel zog sich den befallenen Schuh aus, machte einige Schritte nach hinten, zog sich den Schuh mit dem Loch aus und betrachtete seinen Socken. Sein großer Zeh schaute daraus hervor. Als Herr Raffel mit der Hand darüber fuhr, spürte er tiefe Rillen. In diesem Augenblick fiel sein Blick zur Seite und da sah er es:
Das Wesen saß auf einem Karton mit alten Geo-Editionen und sah ihn aus großen, blauen Augen neugierig an. Als es jetzt seinen Mini-Rachen zu einem weiteren Feuerstrahl öffnete, sah Herr Raffel seinen rot-schuppigen Körper mit dem stachelbesetzten Schwanz deutlich aufleuchten: Er hatte einen Minidrachen vor sich.
Der breitete nun seine fledermausgroßen Flügel aus und flatterte damit aufgeregt hin und her. Herr Raffel rieb sich die Augen und spürte etwas Hartes: Als er es entfernte und dicht vor seine Augen hielt, erkannte er, dass es ein Stück Eierschale war.
–Bist du etwa gerade erst geschlüpft?, fragte er den roten Drachen verblüfft.
–Du kapierst aber schnell, Mensch!, antwortete ihm der Drache frech.
–Wie heißt du, Drache?
-Fulna, und ich bin übrigens eine Drachin!, klärte ihn das Wesen gönnerisch auf.
–Also Fulna, du kannst auf keinen Fall hierbleiben. Was, wenn meine Kollegen dich sehen?
–Dann haben sie Pech gehabt!, knurrte die Drachin.
–Vielleicht tun sie dir auch was an, drohte der Chefredakteur.
–Du musst mich eben verstecken.
-Wieso sollte ich das?
-Na, weil du jetzt für mich verantwortlich bist.
-Wie?
-Na, der Lichtgruß, schon vergessen?
-Was für ein Gruß?
-Na den Klauenabdruck in deinem Fuß. Du bist jetzt mein Ziehvater bis ich ausgewachsen bin. Das bedeutet es.
-Hhm und wie lang dauert das?
-Na, bis ich fliegen kann.
-Ich soll dir fliegen beibringen?!
-Nein. Du musst mich nur füttern, bis es soweit ist. Was machst du eigentlich hier?
-Ich bin Chefredakteur.
-Was ist das?
-Na, ich mache eine Art Zeitung für Menschen.
-Zeitung, klingt total lecker. Ich habe Hunger.
-Das ist aber nichts zum Essen. Es sind gebundene Blätter mit Nachrichten von und für Menschen.
-Und was machst du damit?
-Ich lese, was die Menschen geschrieben habe, kürze es und schreibe es um.
-Kannst du mir das auch beibringen?
-Dazu müsstest du erst lesen und schreiben lernen.
-Oh prima, kannst du mir das auch beibringen?, fragte die Drachin und ihre Augen leuchteten freudig auf.
-Ich habe vor lauter Arbeit kaum Zeit für mich. Wie soll ich da Zeit für einen Drachen haben?!
-Für mich musst du Zeit haben. Du trägst jetzt das Zeichen!
-Ich bin total überarbeitet. Wahrscheinlich bilde ich mir das alles ein. Ich geh jetzt nach Hause.
-Hey! Du kannst mich hier nicht einfach sitzenlassen! Und ich bin keine Einbildung, schau doch auf deinen Fuß!
-Schluss jetzt. Ich gehe.
-Sag mal, wie heißt du eigentlich?, fragte Fulna.
-Björn.
-Also, Björn, was ich dir über das Zeichen gesagt habe stimmt.
-Ich könnte dich in den Zoo zu den anderen Tieren bringen….
-Andere Tiere?! Ich bin eine Drachin und gehöre zu dem Menschen, dem ich das Zeichen gebe. Du bist verpflichtet mir alles beizubringen, was du kannst. Dieses Lesen Dings da.
-Aber wenn meine Kollegen dich sehen, bringen sie dich vielleicht in den Zoo.
-Du musst mich an einen sicheren Ort bringen, an den du mir auch die Fledermäuse und Ratten bringst.
-Fledermäuse und Ratten? Wo soll ich die hernehmen?
-Na, du bist doch groß genug, um welche für mich zu fangen!
-Nie im Leben! Ich bin müde.
-Dann zeig mir, wo ich schlafen kann. Oder ich komm mit zu dir nach Hause!
-Schon gut, schon gut. Du kannst in der Putzkammer schlafen. Die wird selten und nur von den Putzfrauen aufgeschlossen. Wenn sie aber die Tür aufschließen, versteckst du dich irgendwo, klar?
-Ok. Und mein Futter?
-Ich gehe morgen in die Zoohandlung, sagte der Chefredakteur seufzend.
-Ich habe aber jetzt schon Hunger.
-Dann iss die Müsliriegel hier. Komm ich mach sie dir auf, sagte Herr Raffel und öffnete einen der Schokoriegel.
-Du musst ihn mir hinhalten. Ich kann doch noch nicht fliegen!, beschwerte sich Fulna.
-Ach stimmt ja, die Eierschalen!
-Mach dich nicht über mich lustig!, rief die Drachendame indigniert. Doch da hielt ihr Herr Raffel schon den Riegel vor das Maul. Es war der erste Kontakt zwischen Mensch und Drachin.
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“Der Gestagata” Auszug aus “Wiedergeborene-oder die Reise zum Mittelpunkt des Selbst” (ein autobiographischer Roman mit integriertem Heilungsmärchen) von Renate Weber. Das Buch wird zur Zeit noch lektoriert. Ich werde Sie informieren, wenn es in den Druck geht.
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Der Gestagata
-Ist ja schon gut, Frau Pilotin! Bist Du jetzt eigentlich Pilotin und Stewardess in einer Person? Wir sind schließlich keine Babykrabben mehr, wir…
Doch weiter kam er nicht. Etwas Großes Schwarzes stürzte auf sie herab, und dann hörten sie Fulnas Gebrüll. Sie spie Feuer und traf das seltsame Flugwesen an seinem linken Flügel. Es sah aus, wie man sich einen Flugsaurier vorzustellen hatte! Und doch hatte es etwas von einem Krokodil, das sich versehentlich in die Lüfte verirrt hatte. Der lauernde Blick aus den trübgelben Augen verriet unendlichen Hass und Mordlust. Das Wesen hatte einen grün-schwarzen Schnabel, mit dem es immer wieder in Fulnas Seite stieß, wobei Drachenblut austrat. Fulna brüllte, spie Feuer, doch dann hörte sie auf, sich zu wehren, und verlor an Höhe. Sie schien jegliche Kraft verloren zu haben und sank tiefer und tiefer wie ein angeschossener Vogel.
–Fulna, was ist los mit dir? Und was war das für eine Bestie?, riefen Kai und Anuschka gleichzeitig.
–Wir müssen notlanden und uns ein schützendes Versteck suchen, sonst wird keiner von uns je das Änderland lebendig erreichen, sagte Fulna mit schwacher Stimme. Sie schien zu wissen, mit wem sie es da zu tun gehabt hatten, denn in ihren saphirblauen Augen spiegelten sich Entsetzen und schier unaussprechliche Furcht.
Während die Erde, oder besser gesagt die Steppe, Drachen und Drachenreitern nun in rasender Geschwindigkeit entgegenflog, sah Anuschka nach oben. Und hier geschah etwas Merkwürdiges: All die rosa, weißen und dunkelschwarzen Wolken ballten sich nun zu einem einzigen, unförmigen Körper mit einem riesigen Wasserkopf zusammen. Seine hämische Clownsfratze verzog sich zu einem höhnischen Lachen und es schien sie zu verfolgen. Sein gehässiges Lachen klang Anuschka noch lange in den Ohren. Unsanft und mit leichten Blessuren fand sie sich mit Kai in einem Dornbusch wieder.
–Fulna, was war das für ein Monster, das sich da aus den Wolken geformt hat?
–Anuschka, Du musst jetzt sehr tapfer sein und mir vertrauen, dass ich das Richtige entscheide! Es wird eine Zeit kommen, da werde ich dir alles erklären. Aber jetzt muss ich mich ausruhen, ich fühle mich so leer, stöhnte die Drachin und legte dabei den Kopf auf den Sand. Anuschka und Kai waren alarmiert, denn dies tat Fulna sonst nie. Normalerweise hatte sie bisher immer mit aufrechtem Körper und einem geöffneten Auge Wache über sie alle gehalten.
–Sie blutet stark aus den Flanken, rief Kai, der nun entgegen seiner Gewohnheit sehr ernst geworden war.
–Komm, Anusch, wir müssen sie schnell verbinden, sonst verliert sie noch mehr Drachenblut! Und das hier…, sagte Kai und wies auf die dürren Büsche um sie herum: …sieht mir nicht gerade nach einem Blutspendeparadies für verletzte Drachinnen aus.
–Wollen wir ihr nicht erst die Dornen aus den Schuppen ziehen?, fragte Anuschka nachdenklich.
–Das ist jetzt nicht so wichtig, Anuschka!
–Aber wo gehen wir denn jetzt hin?, fragte das Rehkitz verunsichert.
–Wir suchen etwas zum Verbinden. Na, mach schon!, versuchte Kai das Rehkind zuversichtlich anzustupsen. Doch Anuschka bemerkte ungewöhnlich viele neue Schweißperlen an seiner Knubbelstirn. Empört rief sie aus: –Du hast gut reden, Du bist nicht von oben bis unten mit Dornen übersaät!
-Spar dir deine Spucke, Anuschka! Ohne Fulna werden wir es kaum schaffen, alleine durch dieses Änderland zu kommen. Also komm jetzt!
Sie gingen und sie gingen. Um sie herum schützte sie zwar die Dunkelheit der Nacht vor ihren Verfolgern aus der Luft, doch sie raubte ihnen gleichzeitig auch die Orientierung. Dichte Nebelschwaden zogen über die steppenhafte Landschaft, so dass die beiden Suchenden oft nur noch die erschreckend lebendig winkenden Arme der Dornbüsche erkannten, die sich im dem immer stärker werdenden Wind hin und her wiegten und ihnen jeweils eine entgegengesetzte Richtung zu weisen schienen. Anuschkas Fortkommen war mehr durch Stolpern und Fehltritte geprägt und sie wollte sich gerade bei dem Krake darüber beschweren, als ihre Füße gegen etwas Weiches, Nasses stießen.
–IIh, Kai, was ist das?, fragte sie unerwartet laut.
…